Es gibt keinen besseren Platz

Im Animationsfilm WallE wird erzählt, dass die Menschheit einst die Erde verlassen wird, um in einem riesigen Raumschiff durch das Weltall zu schweben. Da draußen werden die Leute rundum versorgt. Sie brauchen nichts mehr für ihren Selbsterhalt zu tun, ihre Körper schwellen an, sie werden birnenförmig. Erst die liebenswerte Beharrlichkeit eines kleinen Aufräumroboters bringt sie wieder zur Erde zurück: We’re coming down to the ground, heißt es dann, there’s no better place to go. Also nehmen sich die Menschen vor, besser auf das Land zu achten und wieder neue Saat auszubringen. Denn, so stellen sie fest, die Erde ist die Mühe wert, die man mit ihr hat.

Bei der Sichtung der für das diesjährige Filmfest eingesandten Dokumentarfilme habe ich ein ums andere Mal gedacht, dass wir dennoch auf dem besten Wege in eine Lebensform sind, die uns aller Mühe mit der Erde enthebt und sie als wüste Halde hinterlässt. Jene, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und dort die Saat ausbringen wollen, werden in vielen Teilen der Welt an diesem Tun gehindert. Menschen werden von ihrem Land vertrieben, das sie seit Generationen bewohnen und bewirtschaften, in Auseinandersetzung mit den Härten der Natur, oft in Armut, aber auch in Bescheidenheit und in eigener Verantwortung. Diese Menschen wissen, dass es keinen besseren Platz für sie gibt. Aber man macht ihnen ihren Platz streitig. Und wenn sie erst vertrieben sind, schmäht man sie als Wirtschaftsflüchtlinge. Als ob es sich nicht lohne, ihre Schicksale genauer anzusehen.

Beileibe nicht alle Filme bei der diesjährigen Provinziale handeln von diesem Thema. Aber die Sorgfalt im Umgang mit dem, was war und ist, war in allen vier Kategorien ein wichtiges Kriterium. Diese Filme, auch wenn ihre Geschichten einen nicht immer erfreuen können, tun uns gut. Denn sie erzählen, ohne es vielleicht zu wissen, von einer anderen Kultur des Umgangs miteinander und mit der Welt, in der es sich eben doch lohnt, genau hinzusehen. Weil es keinen besseren Platz für uns gibt.

Hinter uns liegt ein produktives Jahr, in dem wir uns dank verbindlicher Sponsoren und Förderer mit voller Kraft auf das bevorstehende Filmfest vorbereiten konnten. Wir freuen uns auf diese Tage und auf die Begegnungen und die Gespräche mit Ihnen!

Kenneth Anders

Dr. Kenneth Anders leitet das Filmfest Eberswalde seit 2013. Er ist Kulturwissenschaftler und betreibt zusammen mit Lars Fischer das Büro für Landschaftskommunikation.