AKTUELLES

Jurypreis Dokumentarfilm 2020 – Jurybegründung

Lobende Erwähnung:

Insulaire (Regie: Stéphane Goël)

Insulaires

Insulaire – Regie: Stephane Goël

Dieser Film gehört auf die große Leinwand. Der Film weist über sich hinaus, da er elementare Fragen zum Verhältnis Mensch und Natur und der Menschen untereinander aufwirft. Poetisch, stimmungsvoll und zurückhaltend betrachtet das Team um Stéphane Goël das Leben auf und mit der Insel. Ein wunderbarer Film für dieses Festival, weil eine Insel durch die naturgegebene beschränkte Welt eine ganz besondere auf sich selbst geworfene Provinzialität besitzt – und heute dennoch mit der Welt und auch am anderen Ende der Welt herrschenden Problemen und Fragen verbunden ist.

 

Lobende Erwähnung:

Queen Lear (Regie: Pelin Esmer) 

Queen Lear

Queen Lear – Regie: Pelin Esmer

Dieser Film liegt uns als Jury besonders am Herzen. Er sucht Menschen auf, die unterhalb des medialen Radars leben, nicht beachtet, aber mehr als beachtenswert. Vor der Kamera steht eine Theatergruppe – kraftvoll, humorvoll, konfliktfähig, sensibel in der Kommunikation. Der Film besitzt gleichzeitig Brisanz in Zeiten zunehmender Repression weltweit – er spielt in der Türkei, steht aber für alle Länder, in denen Kunst, Kultur, politisch Andersdenkende und überhaupt Menschen von Willkür verfolgt werden. Er bestärkt Frauen, indem das Theaterprojekt – und als Medium der Film – verdeutlicht, dass jede Frau etwas Besonderes ist, egal wo sie herkommt, wie sie aussieht oder was sie macht. Es ist ein Film, der Menschlichkeit, das Menschsein und Miteinandersein in den Mittelpunkt stellt. Dieser Film ist Hoffnung und macht Mut.

Preisträger:

Rising of the setting sun (Regie: Julie Hössle)

Rising of setting sun

Rising of setting sun – Regie: Julie Hössle

Es hat uns alle drei an diesem Film die gezeigte Bildwelt sehr beeindruckt. Da wird das Archaische und gleichzeitig der Einbruch des Menschen in eine scheinbar ungestörte Landschaft mit authentischen und ganz unaufgeregt dokumentierten Beobachtungen sichtbar. Der Film zeigt die Folgen des Anthropozäns, Fischbestände schwinden, die Mägen der Seevögel sind voll Plastik. Die Erinnerung an Vulkanausbrüche zeigt die naturgegebene Fragilität menschlichen Seins. Die besondere Auswahl der Protagonisten zeigt Menschen, die sich Veränderungen stellen. Julie Hössle und ihr Team geben den Protagonisten Raum und Zeit, ihre Geschichten zu entwickeln. Damit erhalten die Zuschauenden Zeit, sich ein eigenes Bild zu machen, nachzudenken über das gerade Gesehene. Es entsteht ein Sog, der einen in den Film hineinzieht und durch den Raum zum Reflektieren fast beteiligt. Der Film fasziniert, informiert und berührt von Anfang bis Ende.

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