Wir wünschen Ihnen eine gute Projektion!

Übers Jahr wird die jeweils kommende Provinziale von einem Programmbeirat vorbereitet. Er sichtet die eingereichten Filme und stellt in einem intensiven Diskussionsprozess die Wettbewerbe zusammen. Während des Filmfestes moderieren seine zwölf Mitglieder die Programmblöcke an und führen Filmgespräche mit den Filmemachern oder mit anderen Gästen. Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass nicht ausgewählte Moderatoren, sondern die Kuratoren selbst die Filme vertreten. Wir finden, dass uns diese offene und kollektive Haltung gut bekommt.

Aber wenn wir das Publikum nun zum Beginn der Wettbewerbsblöcke auf eine filmische Reise schicken, kommen wir bei den letzten Worten manchmal ins Straucheln. Wir möchten den Zuschauern einen Wunsch auf den Weg in die bevorstehenden Geschichten geben und zum Ausdruck bringen, dass die Filme es wert sind, geschaut zu werden. Aber nur selten kann man Gute Unterhaltung! wünschen. Weder in der Welt noch in den meisten Filmen geht es besonders unterhaltsam zu. Wir geben uns bei der Auswahl schon Mühe, auch einmal helle und heitere Töne zu treffen, aber das ist gar nicht so einfach. Denn es sind Qualitätsentscheidungen, die schließlich ein Programm erzeugen, das unseres Erachtens zwar gut ist, aber nur selten Entertainment bietet.

Deshalb helfen wir uns manchmal mit einer bestimmten Formel aus. Wir sagen: Wir wünschen Ihnen eine gute Projektion. Damit wollen wir zum Ausdruck bringen, dass nicht nur die technische Qualität des projizierten Bildes erfreulich sein sollte, sondern dass der ganze filmische Prozess von der Idee über die Produktion bis zur Rezeption im Kinosaal gelingen möge. Was immer es in den Filmen zu sagen, zu zeigen, zu berichten gibt; man kann es auf eine bestimmte, zum Beispiel auf besonders ehrliche, inspirierte, faire oder kluge Weise tun. Solche Handschriften haben wir in den von uns zusammengestellten Filmen erkannt – und wir hoffen, dass Sie uns in diesem Urteil folgen.

Wenn wir Filme auf diese Weise beurteilen, treten wir in einen seltsamen Widerspruch. Der Film mag von etwas Traurigem handeln, aber in der Art, in der dieses Traurige aufgegriffen und verarbeitet wird, kommt eine Menschlichkeit zum Ausdruck die uns gefällt und an der wir uns aufrichten können. Wenn das passiert, dann haben wir eine gute Projektion. Die wünschen wir Ihnen und uns. Und wenn sie zustande kommt, kann ein Filmfest trotz allem heiter sein.

 

Dr. Kenneth Anders leitet das Filmfest Eberswalde seit 2013. Er ist Kulturwissenschaftler und betreibt zusammen mit Lars Fischer das Büro für Landschaftskommunikation.