NOCH EINMAL DURCHATMEN UND LOS!

Seit fünfzehn Jahren hat Eberswalde nun ein Filmfestival. Es begann im alten Passage-Kino, das viele von uns noch aus ihrer Kindheit als intaktes Lichtspieltheater kannten. Seit vielen Jahren sind wir im Paul-Wunderlich-Haus zu Gast, wo wir uns wohl und am richtigen Platz fühlen. Unsere diesjährige Plakatausstellung im Glaszwischenbau lässt die Veränderungen des Festivals noch einmal Revue passieren. Es hat sich viel verändert, das sieht man auf den ersten Blick.

Wenn die Festivalwoche näher rückt, freuen wir uns auf die Filme, auf das Publikum, auf die Veranstaltungen im Festivalklub und auf die Filmgespräche. Diese Dinge zusammengenommen, ist die Provinziale für unsere Mitstreiter einer der schönsten Prozesse, an dem sie im Verlaufe ihres Arbeitsjahres beteiligt sind: Die Verwandlung eines Verwaltungsgebäudes in einen Festivalort macht immer wieder Spaß. Es kommen genug Zuschauer und Filmemacher und zwischen ihnen gibt es viele gute Begegnungen. Die überregionale Anerkennung des Festivals steigt – in diesem Jahr waren wir sogar zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten eingeladen. Formate wie das Heimatfenster, das Tor zur Provinz oder die Nacht des Bauernfilms funktionieren jedes Jahr neu und besser. Und die Wettbewerbsfilme rücken Schritt für Schritt an den Kern unserer Fragestellung, an die Art und Weise, wie der Raum zum Mitspieler menschlichen Lebens wird. Denn es ist nicht egal, an welchem Ort und mit welchen Vorstellungen über diesen Ort man sein Leben lebt.

Das wird uns unterdessen auch bei Organisation bewusst. Wir leben in einer prosperierenden Region, die uns finanziell und praktisch unterstützen kann. Unsere Förderer und Sponsoren haben uns nie in unserer programmatischen Freiheit beschnitten. Diese Freiheit wollen wir auch weiterhin nutzen um dorthin zu schauen, wo es weh tut. Dass ein Filmfestival wie die Provinziale dennoch Spaß machen kann, gehört zu den seltsamen Widersprüchen des Lebens.

Kenneth Anders