Eröffnung + Wettbewerbsblock 1

Samstag, 7. Oktober, 19 Uhr

 

Zavtra more / Sea Tomorrow / Das Meer von morgen

Zavtra more / Sea Tomorrow / Das Meer von morgen

Kazakhstan, Germany / 2016 / Documentary / 82 min
OT Kazakh / UT English

Beinahe schon eine Legende ist die Zerstörung des Aralsees durch den Raubbau an seinem Wasser. Heute bietet die Region einen ebenso gespenstischen wie poetischen Anblick. Tote Schiffsrümpfe ragen in den blauen Himmel auf, einst am Wasser gebaute Ortschaften grenzen nun an eine Wüste. Die Grundlage für das menschliche Leben scheint vergangen. Allerdings leben immer noch Menschen hier und es ist nicht ausgemacht, welche Perspektive sie am Rande und auf dem Grunde des Aralsees finden. Den Fischern ist ihre Lebensgrundlage entzogen, aber während in den Städten noch ein traditionelles Matrosenballet getanzt wird, schlachten Eisenpiraten die alten Schiffe aus. Was kann man in der salzigen Erde noch anbauen? Inmitten der bizarren Szenerie lotet eine junge Biologin die Zukunft des Sees als offene Herausforderung aus. Der Film nähert sich der Landschaft in hellen, beinahe freundlichen Bildern, ohne das, was geschehen ist, zu verharmlosen.

Katerina Suvorova

Director: Katerina Suvorova, Producer: Sain Gabdullin, Stephan Grobe, Anna Vilgelmi,
Script: Katerina Suvorova, DoP: Eugen Schlegel,
Editor: Azamat Altybassov, Sound: Igor Gladky, Music: Eldar Tagi

Katerina Suvorova (*1983 in der UdSSR) wuchs in Almaty in Kasachstan auf, wo sie auch ihre künstlerische Ausbildung erhielt. Sie studierte „live action“-Film bei Kursen von Drehbuchautoren und Regisseuren in Moskau und an Werner Herzogs Rouge Film School in LA. Ihr kurzer Dokumentarfilm „Zwei Fahrräder“ (2006) gewann den Kritikerpreis beim „Kinoshok“ Filmfestival in Russland. Ihr nächster Film „Spare Stronghold“ (2007) wurde mit dem nationalen russischen Preis „St. Anna“ ausgezeichnet. „W“ (2008) erhielt den Spezialpreis der Robert-Bosch-Stiftung, ebenfalls beim „Kinoshok“ Festival. Katerina war Mitautorin und Editorin des Julian-Assange-Films „Mediastan“, der beim Unabhängigen Filmfestival in Göteborg 2014 bester Dokumentarfilm wurde. Gegenwärtig bereitet sie die Produktion ihres neuen Dokumentarfilms „Über das Leben von Planeten“ vor, der einem verlassenen Observatorium in den Bergen von Almaty gewidmet ist.

Wettbewerbsblock 4

Sonntag, 8. Oktober, 18 Uhr

 

Reményvasút / Train to Adulthood / Zug der Hoffnung

Reményvasút / Train to Adulthood / Zug der Hoffnung

Ukraine, United Kingdom / 2015 / Documentary / 79 min
OT Hungarian / UT English

Die 1948 erbaute Kindereisenbahn Budapest ist eine ungewöhnliche Einrichtung. Sie wird nur von Kindern betrieben. Sie ist ein Ort, an dem Kinder lernen, innerhalb einer Gemeinschaft Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen. Und ausgerechnet dieses Überbleibsel aus der kommunistischen Zeit ist heute ein wichtiger Halt für eine Vielzahl von Kindern. Auch die Budapester Zwillinge Viktor und Karmen sowie Gergő sind ein Teil dieser Gemeinschaft. Sie bedienen altmodische Schalter, Hebel und Telefone, treten zum Fahnenappell an und führen akribisch Buch über die ankommenden und abfahrenden Züge. Für sie ist diese Eisenbahn wie ein Zufluchtsort, frei von den Alltagssorgen der Familie, ein sicheres Zuhause in einer Gemeinschaft. Doch dieser Film ist auch ein Film über das Erwachsenwerden. Er zeichnet ein sensibles Portrait der drei Protagonisten die schon früh Verantwortung auch für ihr familiäres Umfeld übernehmen müssen. In sehr ruhigen Bildern, stellt der Film die allzu schöne Eisbahnromantik den Alltagsproblemen zweier Familien im heutigen Ungarn gegenüber.

Klára Trencsényi

Director: Klára Trencsényi, Producer: Julianna Ugrin,
Script: Klára Trencsényi, DoP: Márton Vízkelety, Klára Trencsényi,
Editor: Judit Czakó, Sound: Rudolf Várhegyi, Music: Andor Sperling

Klara Trencsenyi (*1975) ist freischaffende Regisseurin und Kinematografin, die kreative und sozial orientierte Dokumentarfilme macht. 2005 schloss sie die ungarische Filmakademie in Budapest mit dem Titel „Director of Photography“ ab. Sie führte Regie in zwei Dokumentarfilmen mittlerer Länge (Eine Chance, 2007, und Der Weg der Vögel, 2009) und bei einem kurzen Dokumentarfilm (3 Hochzeiten – Elena & Leo, 2009). Außerdem arbeitete sie in verschiedenen internationalen Produktionen mit holländischen, amerikanischen und ungarischen Regisseuren. Sie hat umfangreiche freiwillige Sozialarbeit mit Roma und Iren geleistet und arbeitete als Fotografin und Journalistin im Kosovo, in der Ukraine und in Rumänien. 2010 organisierte sie den ersten Dok-Film-Workshop und ein Forum unter dem Titel myDEER 2010 in Ungarn. Zur Zeit arbeitet sie an zwei Dokumentarfilmen in Spielfilmlänge.

Wettbewerbsblock 7

Montag, 9. Oktober, 20 Uhr

 

MIRR / The Field / Das Feld

MIRR / The Field / Das Feld

Cambodia / 2017 / Documentary / 90 min
OT Cambodian / UT English

Der Besitz von Land ist heute in den meisten Ländern als bürgerliches Recht verbrieft. Wer dagegen nur seine Gewohnheitsrechte geltend machen kann, hat schlechte Karten, wenn neue Gewinninteressen in den Raum vordringen. Diese bittere Erfahrung muss auch Binchey im Norden Kambodschas machen, der mit seiner Familie, wie viele seiner Nachbarn, von seinen Feldern vertrieben wird. Sie alle müssen einer großen Plantage weichen und müssen dem Verlust ihrer Lebensgrundlage ohnmächtig und sprachlos zusehen. Wie sollen sie ihr Leben zukünftig gestalten, wo etwas anbauen, wohin gehen? Binchey macht sich auf die Suche nach freiem Ackerland, andere verfallen in Agonie. Regisseur Mehdi Sahebi hat sich entschieden, diese verzweifelten Menschen nicht nur in ihrer schwierigen Situation zu beobachten. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern entwickelt er ein einfaches Drehbuch, in dem die Betroffenen zu Protagonisten ihres Schicksals werden. Er zeigt die Diskussionen in der Dorfgemeinschaft, ob man in so einem Projekt mitwirken solle und welche Aspekte in den Film gehören, welche dagegen nicht. Gehört der Alkoholismus auch zu dem, was zu zeigen ist? Und die Herausforderung, Schreiben und Lesen zu lernen – tut die etwas zu Sache? Und schließlich muss man alles noch einmal nachspielen – soll man sich so etwas zutrauen? So entsteht ein ungewöhnliches Filmwerk, das sowohl von der dramatischen Wirklichkeit des Landraubs berichtet als auch den Menschen eine Möglichkeit des Ausdrucks gibt. Gemeinsam schauen diese sie sich den Film schließlich an. Trifft er das, was sie zu sagen und zu zeigen haben?

Mehdi Sahebi

Director: Mehdi Sahebi, Producer: Marcel Derek Ramsay,
Script: Mehdi Sahebi, Esther Leemann, DoP: Mehdi Sahebi,
Editor: Mehdi Sahebi, Sound: Mehdi Sahebi, Music: 0

Mehdi Sahebi was born in 1963 in Mashhad, Iran. Since 1983 he lives in Switzerland, where he Studied Ethnology, History and International Law at the University of Zurich. He receives the PhD from the University of Zurich in 2006. One year later he worked as a Guest Lecturer at HSLU (Hochschule Luzern, Design & Kunst) Video Department. In 2008 he was a Academic Assistant of Visual Anthropology at the Ethnographic Museum of University of Zurich. Momentarily he works as author, director and cinematographer.

Wettbewerbsblock 8

Dienstag, 10. Oktober, 18 Uhr

 

Chasing Houses / Häuser Jagen

Chasing Houses / Häuser Jagen

Germany / 2017 / Documentary / 60 min
OT English / UT German

Wohin der US-amerikanische Highway führt, zeigt dieser Film anhand der Mobile Homes und ihrer Bewohner. Was wie ein pralles Road Movie beginnt, verzweigt sich alsbald in viele Schicksale, die auf verschiedene Weise von der Suche nach Zuhause, Zugehörigkeit und dem American Dream bestimmt sind. So entsteht ein schrilles Panorama, das sich zwischen einer nomadischem Grundhaltung und dem oft prekärem Leben am Rande der Obdachlosigkeit aufspannt. Begegnungen mit einem ehemaligen Las Vegas Show-Girl, einem Wüsten-Einsiedler, einem Navajo-Paar und einem Tea-Party-Anhänger öffnen den Blick auf Hoffnungen, Perspektivlosigkeit und scharfe Klassenkonflikte. Die grandiose Weite des Westens ist omnipräsent, aber der Film schaut ebenso in die mühsam gebauten Nischen, in denen die Menschen Schutz suchen. Dass sie sich dabei oft mit Witz und Unerschrockenheit zu helfen wissen, macht den besonderen Charme dieser Arbeit aus.

Justin Time

Director: Justin Time, Producer: Justin Time,
Script: Justin Time, DoP: Stefan Auch, Zebediah Smith, Justin Time,
Editor: Sebastian Winkels, Sound: Manuela Schininá, Brooke Trezise, Nicolas J. Little, Music: Isabel Janke, Riders in the Sky

Justin Time wurde vom Steinmetz zum Künstler zum Filmemacher. Nach der Handwerksausbildung ging er drei Jahre auf traditionelle Wanderschaft, eine Zeit, die er heute als seine Grundlagenausbildung zum Dokumentarfilmer bezeichnet. Er studierte Bildhauerei in Berlin Weißensee, Urban Studies in San Francisco und ist Mitglied der selbstorganisierten Filmschule filmArche in Berlin. Seine Arbeiten sind feine anthropologische Untersuchungen scheinbar normaler Phänomene, die einen Blick auf etwas Anderes, Weiteres öffnen.

Wettbewerbsblock 11

Mittwoch, 11. Oktober, 20 Uhr

 

Oskara

Oskara

Spain / 2017 / Documentary / 72 min
OT Basque / UT English

Der katalanische Choreograph Marcos Morau inszenierte gemeinsam mit der baskischen Tanzcompany Kukai das Stück Oskara. Der Film begleitet den kreativen Entstehungsprozess zum Stück, in dem sich zwei choreografische Welten miteinander vermengen. Zum einen der traditionelle baskische Tanz der Kukai-Company und zum anderen die moderne Ausrichtung des Tanzes von Marcos Morau. Anhand des Stückes geht der Film den Fragen nach: Wie ist meine Identität? Wird sie mit der Schöpfung mitgegeben, kommt sie aus der Tradition heraus oder der Geschichte? In welcher Beziehung stehen Landschaft, Kultur, Sprache, Religion und Tradition? Zur Beantwortung dieser Fragen, durchläuft der Film die verschiedensten Bereiche der baskischen Kultur. Antworten liefert der Film seitens der Protagonisten in den verschiedensten Sprachen. Französisch, Spanisch, Baskisch, Katalan. Hauptausdrucksform der Erzählung ist aber der Tanz, der die traditionellen Elemente der baskischen Kultur aufnimmt und sie durch Moraus Inszenierung in herrlich poetischen Bildern darstellt.

Pablo Iraburu and Iñaki Alforja

Director: Pablo Iraburu and Iñaki Alforja, Producer: Itziar García Zubiri,
Script: Pablo Iraburu and Iñaki Alforja, DoP: Iñaki Alforja,
Editor: Migueltxo Molina and Pablo Iraburu, Sound: Miguel García and Santiago Londoño, Music: Xabier Erkizia

Regisseur Pablo Iraburu ist der Begründer und kreative Direktor der Arena Comunicación Audiovisual. Er war Ko-Regisseur der Filme Nomadak TX, Pura Vida/The Ridge, Walls, District Zero und vieler anderer Dok-Filme zusammen mit Itziar Garcia und dem Arena-Team. N eben seinem dokumentarischen Schaffen produziert Iraburu audiovisuelle Arbeiten für verschiedene Museen, wie das Nationale Archäologie-Museum, ebenso Videokunst, Installation und Videotanz. Ko-Regisseur Iñaki Alforja ist unabhängiger Filmproduzent. Er hat oft mit Arena gearbeitet und war als Kameramann in Nepal für Pura Vida/The Ridge tätig. Er hat sich auf Dok-Filme spezialisiert, aber auch zahlreiche andere Projekte verfolgt wie Anzeigen, Werbevideos, Filme und Musikvideos. Eines der größten Projekte, bei denen er mitarbeitete, war „Yasuni, Völkermord im Dschungel“, eine Fernsehsendung, die auf Discovery Max ausgestrahlt wurde.

Wettbewerbsblock 12

Donnerstag, 12. Oktober, 18 Uhr

 

Roadside Radiation

Roadside Radiation

Germany, Germany / 2016 / Documentary / 55 min
OT Russian / UT English

Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor IV des Kernkraftwerks Tschernobyl. Die Katastrophe fordert bis heute Menschenleben und die evakuierte Zone ist zu einem Symbol für Niedergang und Zerstörung geworden. Doch die Zone ist nicht verlassen. Der Wald holt sich seinen angestammten Platz und verschlingt die verwaisten Siedlungen, fast schon ausgestorbene Tierarten finden zwischen überwucherten Hochhäusern und rostenden Antennenmasten ihren neuen Lebensraum. Aber auch die Menschen haben die Zone nie ganz verlassen. Täglich verkehren sie darin, überschreiten ihre Grenzen, leben und bewegen sich in ihr. Viele können und wollen bis heute nicht loslassen. Zu schwer wiegen der Verlust und die Sehnsucht nach der früheren Heimat. Andere wiederum haben einen pragmatischen Umgang gefunden, der diesen lebensfeindlichen Ort zu einem geradezu absurden Element ihres Alltags macht. Für manche ist die Zone schlicht eine Arbeitsstelle, für andere ein mythisches Erkundungsgebiet. Es kommen "illegale Touristen" um dort zu leben, Forscher in Sachen eigener Vergangenheit, wir besuchen eine Einsiedlerin, der "die Strahlung nichts anhaben kann". Die Zone als geschützter Ort?

Moritz Schulz

Director: Moritz Schulz, Producer: Michael Sladek,
Script: Elisabeth Fast, Moritz Schulz, DoP: Julian Springhart,
Editor: Aljoscha Hofmann, Sound: Wjatscheslaw Wagner, Music: Alva Noto, Gregor Pfeffer

Moritz Schulz wohnt in Freiburg und arbeitet als Autor und Regisseur für die Produktionsfirma earlybirdpictures. 2005 zog er von Berlin weg, um Geschichte, Politik und Islamistik an der Albert-Ludwigs-Universität zu studieren. Neben seinen Studien begann er seine eigenen Filmprojekte. Später arbeitete er als Autor und Ko-Regisseur an dem Film-Essay „Im Paradigma“. 2012 begann er redaktionell beim regionalen Fernsehsender TV Südbaden zu arbeiten, wo er mehrere LFK-geförderte Programmformate entwickelte und einführte, darunter „zu Gast bei Freunden“ und „Kneipentalk“. Nach Ende seiner Volontärzeit arbeitete er für verschiedene Produktionsgesellschaften, an Dok-Filmprojekten (unter anderem „37 Grad“), szenischen Projekten (unter andem „Abschlussfilm HMS“ und zahlreichen Werbefilmen.

Wettbewerbsblock 14

Freitag, 13. Oktober, 16 Uhr

 

Triokala

Triokala

Italy, Italia / 2015 / Documentary / 75 min
OT Italian / UT -

Triokala ist der alte griechische Name von Caltabellotta, einem kleinen Dorf, ganz im Süden Siziliens. Die „drei schönen Dinge“ auf die der Name anspielt, sind der fruchtbare Boden, die Fülle und Süße des vorhandenen Wassers und -durch seine Lage auf dem Gipfel des Berges- die Uneinnehmbarkeit des Ortes. Im Laufe der Jahrhunderte scheint das Wissen um die notwendige Verbundenheit von Mensch und Natur verschwunden zu sein. Vielleicht aber, ist es nur verschüttet, so wie mitunter der Nebel das Land abdeckt. Wir schauen auf die heutigen Bewohner, auf das Wesen und die Vielfalt der überlieferten Rituale, die sie pflegen, stoßen auf Spuren eines alten Wissens. Der sizilianische Schriftsteller und Filmemacher Leandro Picarella hat einen Film ohne viel Worte gemacht, einen Film, der auf der Kunst des Weglassens basiert. Entstanden ist eine Einladung zur Meditation über die geheime Magie eines Ortes. Ist das Wissen in die Natur eingeschrieben und kann jederzeit wieder geschöpft werden?

Leandro Picarella

Director: Leandro Picarella, Producer: Centro Sperimentale di Cinematografia Production,
Script: Leandro Picarella, DoP: Andrea José Di Pasquale,
Editor: Leandro Picarella, Sound: Jacopo Ferrara, Marco Falloni, Alessandro Quaglio, Music: Fratelli Mancuso

Leandro Picarella (*1984 in Agrigento) erwarb seinen Bachelor in Literatur und Philosophie an der Universität in Palermo. 2006 ging er nach Florenz und erwarb seinen Master in Filmstudien und italienischer Theaterliteratur. 2010 bis 2012 schuf er seine ersten Kurzfilme: „Cattedrale“ und „Desnudez“. Sein Kurzfilm „Scolpire il tempo“ lief auf dem 66. Festival von Locarno. Der biographische Film “Dio delle zecche: storia di Danilo Dolci in Sicilia” wurde auf Festivals in ganz Italien gezeigt. Seit dem Sommer 2014 organisiert er ein Filmfestival im Tal der Tempel, Agrigento (Sizilien). Triokala, die drei Gaben der Natur 2015), ist sein erster längerer Film. Er gewann viele Auszeichnungen in Italien und im Ausland und erhielt als besondere Hervorhebung den Jury-Preis „Regard Neuf“ bei Visions du Réel 2016, dem inetnationalen Filmfestival in Nyon (Schweiz).

Wettbewerbsblock 16

Freitag, 13. Oktober, 20 Uhr

 

Ohne diese Welt / Without This World /

Ohne diese Welt / Without This World /

Argentina, Deutschland / 2017 / Documentary / 115 min
OT Spanish / UT English

In Norden Argentiniens leben etwa 700 deutschstämmige Mennoniten wie im 18. Jahrhundert. Anstelle von Autos benutzen sie Pferdekutschen, ihre einzigen Schulbücher sind die Bibel und der Katechismus. Stromanschlüsse, Telefone oder Radios verbietet ihre Religion. Das Leben soll nicht bequem sein. Stattdessen leben sie ein frommes Leben für Gott und hoffen, dass auch ihre Kinder diesen Weg weitergehen. Dem Einfluss der „Welt", so nennen sie alles außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft, wollen sich die Mennoniten weitestgehend entziehen. Deshalb kamen sie vor 18 Jahren aus Mexiko hierher. Seit Generationen sind sie immer wieder gezwungen, ihren Lebensraum zu wechseln, um ihren Vorstellungen entsprechend leben zu können. Doch ist es wirklich möglich, sich den Veränderungen der Welt zu entziehen? Was ist mit den jungen Menschen und ihren Bedürfnissen? Sind sie bereit für ein Leben „in Traurigkeit“? Nora Fingscheidt lotet das Leben einer leisen Gesellschaft zwischen Abschottung und Wandel aus, die sich nicht die gesellschaftlichen Nischen erarbeitet hat wie etwa die Amish People in den USA. Ihr Film ist das Ergebnis eines ehrlichen Gesprächs mit Menschen, die anders leben.

Nora Fingscheidt

Director: Nora Fingscheidt, Producer: kineo Filmproduktion, Peter Hartwig, Filmakademie Baden Württemberg,
Script: Nora Fingscheidt, DoP: Yunus Roy Imer,
Editor: Stephan Bechinger, Sound: Bernhard Köpke, Music: JohnGürtler & NatalieSandtorv

Nora Fingscheidt (*1983) verbrachte ihre Schulzeit in Braunschweig und Argentinien, danach engagierte sie sich in der selbst organisierten Filmschule filmArche e.V. in Berlin. Parallel absolvierte sie eine Ausbildung zum Schauspielcoach und arbeitete als Regiepraktikantin bei dem Kinofilm „Goethe!“. Seit 2008 studiert sie Szenische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit dem Dokumentarfilm „Ohne diese Welt“ schließt sie ihr Studium ab.