ERÖFFNUNGSABEND / BLOCK 1

Samstag, 12. Oktober, 18 Uhr

 

Symfonia Fabryki Ursus / Symphony of the Ursus Factory / Symphonie der Ursus Fabrik

Symfonia Fabryki Ursus / Symphony of the Ursus Factory / Symphonie der Ursus Fabrik

Poland / 2019 / Documentary / 61 min
OT Polish / UT English

Die polnischen Ursus-Traktoren hatten einst eine große industrielle Strahlkraft. Mit dem Ende der sozialistischen Wirtschaft ist diese Kraft erloschen, die einst im Takt miteinander verbundenen Menschen, Maschinen und Gebäude wurden freigesetzt und sind dem Vergessen anheimgegeben. Der Film ist der Versuch, diese drei Elemente noch einmal zusammenzuzuführen. Mit Geräuschen und Körpergedächtnis spielen die ehemaligen Mitarbeiter der Ursus-Fabrik einen Arbeitstag in den nicht mehr existierenden Anlagen an den ursprünglichen Orten nach. Der Film inszeniert ihre verloren gegangene Bindung im Produktionsprozess. Es entsteht ein neues Gefüge aus Musik, Choreografie und Film, in dem der verschwundenen Zeit und der kollektiven Erfahrung zu ihrem Recht verholfen wird. Ein stolzer künstlerischer Beitrag zur Debatte über die Gestaltung des industriellen Strukturwandels, ob in Polen, Ostdeutschland, den USA oder in ganz anderen Teilen der Welt.

Jaśmina Wójcik

Director: Jaśmina Wójcik, Producer: Zuzanna Król,
Script: Jaśmina Wójcik, Igor Stokfiszewski, DoP: Kacper Czubak, Jakub Wróblewski,
Editor: Aleksandra Gowin, Sound: Dominik Strycharski, Music: Dominik Strycharski

Jaśmina Wójcik ist bildende Künstlerin und Sozialaktivistin. Die Absolventin der Grafischen Fakultät an der Akademie der Bildenden Künste Warschau (Multimedia-Labor) gestaltet Videos, Gemälde, Projekte im öffentlichen Raum und interaktive Installationen. 2011 wurde sie an ihrer Hochschule promoviert. Ihre künstlerische Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet, so 2015 mit dem Warschauer Grand Prix für Kultur und Bildung für ein Projekt auf dem Gelände der früheren Ursus-Agromaschinenfabrik und mit dem 5. Filmpreis des Polnischen Filminstituts, des Museums der Modernen Künste in Warschau und der Wajda-Hochschule für Symphonie der Ursus-Werke.

BLOCK 4

Sonntag, 13. Oktober, 18 Uhr

 

Nostalgia / Heimweh

Nostalgia / Heimweh

Austria / 2017 / Documentary / 79 min
OT German / UT English

Regisseur Ervin Tahirovic kehrt 21 Jahre nach der Flucht aus Bosnien wieder zurück in seine alte Heimat. 1992 hatte er den Geburtsort Foca mit seiner Familie verlassen - über Berge, Dörfer und Städte und stets verfolgt von einem mörderischen Krieg. In Wien groß geworden, aber mit einer schwierigen Jugend im Gepäck, sucht er in der alten Heimat nach Spuren eines Lebens, das damals schmerzhaft und abrupt beendet worden war. Er läuft durch die alten Dörfer und Städte, sucht Verwandte auf, spricht mit Nachbarn und wagt sich sogar zu den neuen Bewohnern, die nun in der Wohnung seiner Familie leben. Tahirovic sieht, dass auch diese neue Gesellschaft nicht zur Ruhe gekommen ist und die Konflikte von damals nicht wirklich befriedet worden sind. Inmitten dieser komplizierten Gesellschaft aber wird diese Exkursion zu einer kleinen Friedensreise. Was als persönliche Bewältigung und Spurensuche beginnt, macht schließlich Hoffnung auf ein Gespräch, mit dem sich das Erlebte doch bewältigen lässt. Wie der Protagonist selbst wird auch der Film mit jedem neuen Schritt sicherer und klarer.

Ervin Tahirovic

Director: Ervin Tahirovic, Producer: Florian Brüning & Thomas Herberth,
Script: Ervin Tahirovic, DoP: David Lindinger,
Editor: Roland Stöttinger, Sound: Maximilian Liebich, Music: Ljubinka Jokic

Ervin Tahirovic wurde 1982 in Foca, Bosnien und Herzegowina geboren. Von 2009 bis 2011 besuchte er ein Bachelorstudiengang an der Akademie für bildende Kunst. Anschließend (2011-2015) besuchte er den Studiengang Regie und Drehbuch bei Michael Haneke an der Filmakademie Wien.

BLOCK 7

Montag, 14. Oktober, 20 Uhr

 

Doel / Purpose / Zweck

Doel / Purpose / Zweck

Denmark, Belgium / 2018 / Documentary / 67 min
OT Dutch / UT English

Doel ist eine kleine Geisterstadt, eingeklemmt zwischen dem großen Industriehafen von Antwerpen und einem Atomkraftwerk. Verfall, Beharrung, verschiedenste Neuaneignungen und sogar der touristische Kitzel einer exotischen Gegend prägen die Szenerie. Man hat durchaus Verwertungsinteressen für diese bizarre Gegend, aber es scheint nicht ganz einfach zu sein, die Bewohner und Nutzer loszuwerden. An diesem Konflikt setzt der Film mit einer solidarischen Haltung an. Er bietet eine kluge Beschreibung im Sinne einer stadtsoziologischen Studie, wartet aber auch immer wieder mit Humor, Dystopie und Romantik auf. Mit prägnanten Sounds und einer gezielten Kameraführung arbeitet sich Frederik Sølberg in die Tiefe des Raums, durch Fenster und Fahrzeuge in die Straßenfluchten eines eigenwilligen Quartiers, in dem 26 Menschen an etwas festhalten, das für sie eine Stadt und ein richtiges Zuhause ist.

Frederik Sølberg

Director: Frederik Sølberg, Producer: Mathilde Lippmann,
Script: Frederik Sølberg, DoP: Jonathan Wannyn,
Editor: Mads Hedegaard, Sound: Andreas Sandborg, Neal Willaert, Søren Bendz, Music: Anders Rhedin, Anders B. Mannow, Lavvi Ebel

Frederik Sølberg ist ein preisgekrönter dänischer Filmemacher und Musiker mit Sitz in Kopenhagen / Berlin. Frederik hat Dokumentationen, Musikvideos und Werbespots für Rundfunkanstalten, Labels, Produktionsfirmen und Künstler wie CZAR Brüssel, DR, TV2, Canvas, CPH: DOX, Henrik Vibskov und Choir of Young Believers gedreht. "DOEL" ist sein erster Dokumentarfilm.

BLOCK 9

Dienstag, 15. Oktober, 20 Uhr

 

Schapenheld / Sheep Hero / Schafheld

Schapenheld / Sheep Hero / Schafheld

Netherlands / 2019 / Documentary / 81 min
OT Dutch / UT English

Das Schaf war immer eines der wichtigsten Haustiere des Menschen. In beinahe allen Zeiten und Gegenden hat es ihm mit Fleisch, Wolle, Milch und mit seiner Körperwärme das Überleben gesichert. Aber in unserer Gesellschaft wird der Platz für die Schafe und ihre Halter eng. Wer in der sterilen und peinlich genau segregierten Welt unserer suburbanen Landschaften zwischen Naturschutzgebieten und Einkaufszonen als Schäfer leben will, muss wohl auch ein Held sein – so zumindest sieht Regisseur Ton van Zantvoort, der seinen Protagonisten über acht Jahre begleitet hat. Was als romantische Inszenierung beginnt und mit Drohnenaufnahmen immer wieder Blicke auf die Schönheit der vielfältigen Weidelandschaft anbietet, wächst sich über die Jahre zu einem dramatischen Überlebenskampf aus, in dem ein Schafhalter mit seiner jungen Familie an den Rand des persönlichen Mutes gebracht wird. Ob sich zwischen Markt, Medien, Ordnungsamt und gesellschaftlichem Unverstand noch ein Platz zum Leben finden lässt? Ein Film mit großer Spannung, der exemplarisch für die wachsende Fremdheit zwischen der urbanen Gesellschaft und der Landwirtschaft steht.

Ton van Zantvoort

Director: Ton van Zantvoort, Producer: Ton van Zantvoort,
Script: Ton van Zantvoort, DoP: Ton van Zantvoort,
Editor: Ton van Zantvoort, Sound: Jeroen Goeijers, Music: Roy Bemelmans

Ton van Zantvoort (Heesch, 1979) ist ein renommierter Regisseur, Kameramann und Herausgeber, dessen Filme auf zahlreichen renommierten A-Film-Festivals gezeigt wurden. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestrahlt (VPRO, ARTE / ZDF, Al Jazeera) und er hat ein Dutzend Preise für den besten Regisseur, den besten Kameramann und den besten Lektor gewonnen.

BLOCK 10

Mittwoch, 16. Oktober, 18 Uhr

 

Pet' / Sing

Pet' / Sing

Russian Federation, Poland / 2018 / Documentary / 52 min
OT Russian / UT English

Khoomei ist eine Form des Kehlkopfgesangs, die von den indigenen Einwohnern der russischen Republik Tuva praktiziert wird. In der patriarchalen Tradition ist sie aber ausschließlich Männern vorbehalten. Czodura Tumat ist die einzige Frau dieser sibirischen Community, die Khoomei unterrichtet und es selbst darin zu einer anerkannten Meisterschaft gebracht hat. Für die jungen Frauen, die sie in dieser Kunst unterweist, ist dieses Studium mit erheblichen Problemen verbunden: Sie müssen mindestens mit dem Unverständnis ihrer Familien, in vielen Fällen sogar mit Sanktionen und offener Feindschaft rechnen. Der Film verzichtet dennoch auf jede anklagende Geste. Er begleitet seine Protagonistinnen beim Musizieren und in ihren Auseinandersetzungen mit der Blindheit der eigenen Tradition und zeigt die Überforderung der Männer, mit der Beharrlichkeit von Czodura Tumat umzugehen. So schafft die russische Filmemacherin Olga Rodionova nicht nur Zugang zu einem emanzipatorischen Konflikt, sondern öffnet auch Augen und Ohren für die Schönheit dieser Musik und dieser Menschen und macht nicht zuletzt Hoffnung, dass sich die Frauen mit ihrer Liebe und ihrem Engagement letztlich durchsetzen werden.

Olga Korotkaya

Director: Olga Korotkaya, Producer: Dorota Rozhkowska,
Script: Olga Korotkaya, DoP: Marta Stysiak,
Editor: -, Sound: -, Music: -

Olga Korotkaya absolvierte 2011 den Fachbereich Filmregie an der Russischen Staatlichen Universität für Kinematographie (VGIK) und 2012 den Doc Pro-Kurs an der Wajda Filmschool in Warschau, Polen. Sie nahm 2008-2009 an einem Austauschprogramm der jungen Filmemacher VGIK- NFTS (Nationale Film- und Fernsehschule, London, UK) teil.

BLOCK 13

Donnerstag, 17. Oktober, 20 Uhr

 

When Tomatoes Met Wagner / Wenn Tomaten Wagner treffen

When Tomatoes Met Wagner / Wenn Tomaten Wagner treffen

Greece / 2019 / Documentary / 72 min
OT Greek / UT English

Schmecken Tomaten besser, wenn ihnen auf dem Feld klassische Musik vorgespielt worden ist? Elias, ein kleines griechisches Dorf, droht auszusterben. Aber zwei Cousins wagen zusammen mit den älteren Frauen des Ortes einen Neuanfang. Sie bauen an, ernten, wecken ein und vertreiben ihre Produkte in die ganze Welt. Mit dem Mut zum Experiment balancieren sie ihr Projekt zwischen der Unwahrscheinlichkeit des Erfolgs und dem Vertrauen auf die eigenen Kräfte durch die Abgründe des Marktes. Es geht ihnen nicht nur um den wirtschaftlichen Erfolg, das Leben selbst soll in dieser Gemeinschaft in einem neuen Verhältnis aus Verantwortung, Solidarität, Witz und Kreativität gestaltet werden. Ob auf dem Acker oder beim Etikettieren der eingeweckten Tomaten: Aufwand und Nutzen treten abwechselnd in ein heiteres oder melancholisches, immer aber tänzerisches Verhältnis. Ein Film über das menschliche Maß und die Möglichkeit, sich in der Krise neu zu erfinden.

Marianna Economou

Director: Marianna Economou, Producer: Rea Apostolides,
Script: Marianna Economou, DoP: Marianna Economou, Argyris Tsepelikas, Dimitris Kordelas,
Editor: Evgenia Papageorgiou, Niels Pagh Andersen, Sound: Aris Kafentzis, Yiannis Antipas, Pavlos Christoforakos, Kostas Bokos, Music: Richard Wagner

Marianna Economou studierte Anthropologie, Fotojournalismus und Filmproduktion in London. Seit 2000 ist sie Regisseurin und produzierte Dokumentarserien und Independent-Filme griechischer Produktion und Koproduktionen mit europäischen Rundfunkanstalten wie zum Beispiel die BBC, ARTE und YLE.

BLOCK 14

Freitag, 18. Oktober, 18 Uhr

 

the lonely Battle of Thomas Reid / The Lonely Battle of Thomas Reid / Der einsame Kampf von Thomas Reid

the lonely Battle of Thomas Reid / The Lonely Battle of Thomas Reid / Der einsame Kampf von Thomas Reid

Ireland / 2017 / Documentary / 79 min
OT English / UT English

Thomas lebt und arbeitet allein auf der irischen Farm, die seine Familie seit Jahrhunderten bewirtschaftet hat. Ländliche Romantik wird man hier vergebens suchen, eher eine chaotische Mischung aus menschlichen Hinterlassenschaften, Tieren und alten Gebäuden. Die alten Steinmauern der Farm markieren eine unversöhnliche Grenze zwischen Eigensinn und dem globalen Recht der Verwertung. Die Substanz dieses Lebens scheint viel zu schwach, um der staatlich organisierten Akquise von Land für den industriellen Aufschwung Irlands widerstehen zu können. Ungleiche Gegner stehen sich in diesem Konflikt gegenüber, die kaum noch eine gemeinsame Sprache sprechen. Der Film rekonstruiert die einsame Schlacht des irischen Farmers gegen die staatliche Landbeschaffung mit vielseitigen Mitteln, die gekonnt komponiert sind: Film- und Rockmusik, nachgestellte Gerichtsverhandlungen, dokumentarische Sequenzen, beiläufige Interviewmomente und surrealistische Effekte verwickeln die Zuschauer mit emotionaler Kraft in eine Geschichte mit überraschendem Ausgang.

Feargal ward

Director: Feargal ward, Producer: luke mcmanus,
Script: Feargal Ward & Tadhg O'Sullivan, DoP: feargal ward,
Editor: Tadhg O'Sullivan, Sound: Feargal Ward, Music: //

Feargal Wards jüngster Langfilm The Lonely Battle of Thomas Reid wurde 2017 im Hauptwettbewerb der IDFA Amsterdam uraufgeführt und ist seitdem zu Festivals weltweit gereist, darunter HotDocs, Sheffield Dokfest und Moscow IFF. Sein bisheriger Spielfilm Yximalloo (in Zusammenarbeit mit Tadhg O’Sullivan) wurde beim FID Marseille uraufgeführt, wo er 2014 den Prix Premier gewann.

BLOCK 15

Freitag, 18. Oktober, 20 Uhr

 

Le ciel, la terre et l’homme / Sky, Earth and Human / Himmel, Erde und Mensch

Le ciel, la terre et l’homme / Sky, Earth and Human / Himmel, Erde und Mensch

Germany / 2018 / Documentary / 70 min
OT Arabic / UT German

Der Wind ist allgegenwärtig in diesem Porträt der marokkanischen Wüste und ihren dort lebenden Menschen, das Ahmed, Yussef, Lahcen und Idir in ihre Lebensbereiche hinein begleitet, in die von der Wüste umschlungenen Städte und die windumtosten Landstriche des Atlasgebirges. In diesen Gegenden treffen wir Mitglieder des Berbervolks der Ait Seghrouchen. Während ein Teil weiter in der traditionellen Lebensweise verbleibt und von der Tierzucht lebt, lösen sich immer mehr Angehörige dieses Volkes aus dem klassischen Nomadenleben und gehen ihren eigenen modernen Weg. Statt der Tiere hüten sie nun Funkmasten, verdingen sich als Tagelöhner oder sortieren die Reste, die der Tourismus in diese Gegend gebracht hat. Das läuft nicht ohne Konflikte ab. Aber egal wer wie lebt, einmal im Jahr treffen sich alle Ait Seghrouchen zum Lemma-Fest um im Tanz ihren Geist zu treffen.

Caroline Reucker

Director: Caroline Reucker, Producer: Caroline Reucker, Götz Reinicke,
Script: Caroline Reucker, DoP: David Finn,
Editor: Isabella Kohl, Caroline Reucker, Sound: Volker Ambruster, Music: Moritz Laux, Max Clouth

Caroline Ruecker wurde 1985 in Marl, Nordrhein-Westfalen, geboren. Nach dem Abitur 2006 begann sie eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild & Ton, und arbeitete bei verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen. Von 2010 bis 2016 studierte sie Regie Dokumentarfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, wo sie mit einem Diplom abschloss. Sie lebt und arbeitet als freie Filmemacherin in Berlin.