Wenn sich alles ändert – was wird aus uns?
Ein Kommentar zur Programmauswahl des langen Dokumentarfilms 2024
Wo sich die Welt ändert, kann sie einem fremd werden. Vertrautes verschwindet und wird ersetzt – Touristen treten in Erscheinung, technische Anlagen werden gebaut, der Fortschritt fordert seinen Tribut. Davon erzählen auch unsere Filme.
Suzanne kann das Leben, wie es auch ihre Vorfahren gelebt haben, in den französischen Hochvogesen noch fortsetzen, aber diese Entscheidung wirkt in der modernen Welt widerständig.
Am Roten Fluss in Kolumbien endet für die Menschen eine Zeit des Bürgerkrieges, doch dadurch wird ihr Lebensraum nun auch an die globale Dynamik angeschlossen, weshalb sie sich anpassen müssen.
Der Bauer Gerlach versucht, in einer zunehmend feindlicher werdenden Umgebung der niederländischen Suburbanisierung zu trotzen.
An der italienischen Adria scheint die Transformation des Raums dagegen bereits abgeschlossen, jeder Quadratmeter und jeder arbeitende Mensch steht hier im Dienst der Badegäste. Die Welt wird zur Betriebsfläche.
Vor diesem Hintergrund interessierten uns auch Filme, die von kulturellem Eigensinn erzählen.
Auf den Weg in eine andere Welt macht sich Angeli, der aus Kamerun für ein freiwilliges soziales Jahr nach Deutschland kommt. Hier gibt man sich Mühe mit ihm, aber Mühe allein macht noch kein gastfreundliches Land.
Die spanischen Jugendlichen in „Antier Noche“ müssen sich den Zwängen der Moderne zwar stellen, aber sie lassen sich auch auf ein filmisches Spiel ein, in dem Ihnen ihr ländlicher Raum am Ende doch gehört.
Ähnlich beeindruckt Atirkül in Kirgistan, die mit ihrem Engagement im traditionellen Buzkashi in eine sportliche Männerdomäne eindringt und damit das Heft des Wandels selbst in die Hand nimmt.
Die Tsotsil in Mexiko wiederum beweisen in ihren religiösen Praktiken ein enormes spirituelles Beharrungsvermögen, in das so leicht keine Verwertungslogik eindringt.
Die Geschichten sind verschieden, aber alle zeigen den Druck der Veränderung – und sie berichten von der Kraft und dem großen Vermögen der Menschen, die es mit dieser Gegenwart aufnehmen und zwischen gestern und morgen vermitteln.