AKTUELLES

Jurypreis Kurzspielfilm 2020 – Jurybegründung

Lobende Erwähnung

LUGAR ALGUM -NO PLACE
Gabriel Amaral; Brazil, 2019

LUGAR ALGUM – NO PLACE

Sein ganzes Leben hat Nego auf der Kakao-Farm verbracht; als sie sein weißer Chef Rafa zu Geld machen will, platzt sein kleiner Traum, ein Stück davon selbst bewirtschaften zu können. Nego lässt sich nicht wie seine Vorfahren mitverkaufen und muss dafür Heimat und Lebenstraum aufgeben.
NO PLACE bringt uns eine Welt näher, die durch einen späten Kolonialismus immer noch mehr geprägt ist, als es manchem bewusst sein dürfte.
Vor dem Hintergrund des satten Grüns des Regenwaldes inszeniert der Regisseur Gabriel Amaral ein eindringliches Drama zwischen schwarz und weiß, das er gekonnt auf die Biografien zweier Männer bezieht.
Ein Sittenbild, in dem leise Rassismus und eine moderne Form von Sklaverei thematisiert wird.

Lobende Erwähnung

Selkinchek – The Swing
Samara Sagynbaeva, Kyrgyzstan 2019

the swing

Selkinchek – The Swing

Die Tochter lässt Kirgisistan hinter sich und hofft im Ausland auf Glück und Wohlstand. Regisseurin Samara Sagynbaeva erzählt in THE SWING nicht von ihr, sondern von denen, die zurückbleiben. Von einer Enkelin, die in ärmlichen Verhältnissen bei ihren Großeltern aufwächst. Der Großvater, herausragend gespielt von Zhyrgalbai Torogeldiev, arbeitet als Heizer, dem die Kohle ausgeht. Das Familiendrama stellt den warmherzigen Großvater einer unterkühlten Gesellschaft gegenüber. Die ruhig komponierten Bilder harmonieren perfekt mit dem Spiel des Darstellers. In seiner Figur zeichnet sich die Widersprüchlichkeit eines korrupten und kaputten Landes ab, in dem am Ende ein alter Mann entscheiden soll, ob die eigene Familie oder doch eine ganze Schule frieren muss.

Preisträger:

MASSACRE
Maïté Sonnet, France 2020

Massacre

MASSACRE – Preisträger 2020

Die Heimat der beiden Schwestern könnte ein Paradies sein, wären da nicht die achtlosen Touristenhorden, die toten Vögel und giftigen Algen am Strand. Ihre Mutter putzt bei den Reichen, die am Wochenende und in den Ferien kommen, während die Mädchen zwar gerne mehr wären, aber nicht woanders. Doch der Umzug naht, die Vertreibung aus dem Paradies rückt näher – und das setzt eine dunkle Energie frei. Das Unheil scheint die beiden bösen, kalten Engel immer mehr zu umgeben. Sie kapseln sich von der Welt ab, in der ihnen die anderen nur noch wie Eindringlinge vorkommen. MASSACRE überzeugt als formal experimentierfreudiger Psychothriller mit politischer und grüner Note. Regisseurin Maïté Sonnet zeigt sarkastisch und teilweise großzügig überzeichnet die toxischen Folgen der Vertreibung auf.

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